Unsere Heimat an der Oste

Als Heimatverein Hechthausen befassen wir uns mit Geschichten aus früheren Zeiten, sammeln Bilder und Briefe von Menschen, geben Auskünfte auf Anfragen im Internet auch von Leuten, die hier einmal gewohnt haben oder ihre Heimat hatten, wer wohl von wem abstammt, ob der eine oder andere mit wem verwandt ist.

Auch Geschichten, die zurückgehen von heute bis ins späte Mittelalter. Das sind durchaus spannende und geheimnisvolle Zeiten über Menschen, wie sie damals hier an der Oste gelebt, gearbeitet, gekämpft und auch gestorben sind. Das sind Geschichten von „Früher bis Heute“.

Wie können wir nun vom Heimatverein auch Kinder an der heimatkundlichen Geschichte im engeren und weiteren Umfeld unserer Region teilhaben lassen. Ebenso stellt sich für uns die Frage, wie kann man für Großeltern, Eltern und auch Erzieher* innen Interesse wecken und Informationen vermitteln.

Es sollen Kurzgeschichten sein, die aber vom Verlauf her, Interesse wecken mehr zu erfahren. Daher sollen Folgegeschichten in monatlichen Abständen geschrieben und zum Lesen veröffentlicht und / oder verteilt werden. Wie lange die Geschichten geschrieben werden, bleibt zeitlich offen. Wir werden im Laufe dieses Jahres aufmerksam verfolgen, inwieweit wir mit dieser Art der heimatkundlichen Unterhaltung auf Interesse stoßen, ob wir so weiter machen können, ob auch Vorschläge und weitere Ideen von Eltern und Kindern einfließen und so von einem breiteren Publikumsinteresse getragen wird.

Wir haben uns daher für Themen entschieden, die lokale und regionale Bezüge zur Oste herstellen, Landschaften beschreiben, die sie mit Geschichten verbindet.  Hat doch Hechthausen die längsten Flusskilometer im gesamten Verlaufe der Oste. Lebendigkeit soll entstehen, in dem mit OSTI ein lebendiger Bezug zur Fluss- und Küstenlandschaft einerseits und mit NEMO`S ein Dialogpartner gefunden wurde, der vielen Kindern geläufig ist.

Wir wünschen viel Unterhaltung und Interesse an den Erzählungen und Geschichten über „OSTI trifft NEMO`S „zwischen Oste – Elbe und Nordseeküste.

Verantwortlich für die Texte ist Klaus-Peter Ritzmann

Email k.ritzmann@heimatverein-hechthausen.de


Für unsere Lütten

Geschichten von unserer Heimat an der Oste

  Geschichten mit und über OSTI trifft NEMOS

Idee und Texte von Klaus-Peter Ritzmann

Grafiken von Julia Pubanz

Osti  ein lebenslustiges Fischmädchen (01)

 Osti lebt seit einigen Jahren mit ihren Eltern in der Ostemündung. Dort wo die Oste in die Elbe fließt. Sie liebt es die Oste hinauf zu schwimmen.

 

Osti ist ein lebenslustiges Fischmädchen, das gerne spielt, Freunde sucht, mal in der Elbe schwimmt und dort, wenn sie Glück hat, auf NEMO `S trifft. Gerne schwimmt sie auch immer wieder die Oste flussaufwärts. Sie schwamm schon bis Brobergen, wo ein dickes Drahtseil die Oste durchquert. Das muss wohl so sein, damit die, man nennt sie wohl „Prahmfähre“, die eine Motorwinde hat und das Publikum wie Radfahrer, Wanderer und auch mal ein Auto oder Traktor aufnehmen kann. Fährmann, hol över! So hieß es früher.  Auf dem Weg von der Ostemündung flussaufwärts macht sie einen Abstecher nach Neuhaus in den alten Fischerhafen mit seinem typisch maritimen Charakter. Neuhaus ist durch seine Nähe zur Elbe auch als tideunabhängiger Jachthafen und der Wasserskianlage auf dem Ostesee ein nachgefragter Standort für Wassersportler. Auch das Ostesperrwerk hat eine Klappbrücke, damit die Schiffe durchkommen. Das Sperrwerk schützt die Oste und das Hinterland vor einer Sturmflut. Als nächstes kommt Geversdorf.

 

Mit Staunen sieht sie immer wieder wie die Hebebrücke bei Geversdorf sich hebt und wieder senkt und dabei Schiffe durchfahren, die sonst nicht weiterfahren könnten, wieder umdrehen und zurückfahren müssten. Sie schwimmt weiter und merkt dabei, dass Strömung aufkommt. Sie weiß von ihren Eltern, dass beim Wechseln von Ebbe und Flut die Fließgeschwindigkeit sich stark ändern kann. Also aufgepasst! Das Wasser in der Oste läuft schneller ab und wenn man dabei nicht aufpasst, ist man schnell wieder dort wo man hergekommen ist.

 

Nach einer gewissen Zeit sieht sie dann das doch eigenartig wirkende, riesige Brückengestell das zwischen Hemmoor und Osten aufgebaut ist. Von ihren Eltern weiß sie, dass es sich hier um eine Schwebefähre handelt, die schon 100 Jahre alt sein soll.  Lange Jahre war dies die einzige Möglichkeit zwischen Hemmoor und Osten hin und her zu fahren oder hin und her zu laufen. Heute, nachdem die große Brücke gebaut wurde, wird sie von viel von Urlaubern genutzt.

 

Durch den großen Wasserabfluss, ist nun mal so bei Ebbe, wird es immer enger in der Oste und die Ufer sind weiter entfernt. Schlick und Treibholz säumen das Ostebett.

In Hechthausen angekommen, sieht sie die Windmühle, nicht weit vom Ufer entfernt. Hier stand auch einmal eine große, alte Linde, die aber krank wurde. Bei Sturm hätte sie umstürzen können. Also musste sie ganz weit zurückgeschnitten werden. Die Mühle ist auch schon alt. Sie bewegt sich nicht mehr, hat auch schon Risse. Man hört ja, dass da bald was geschehen soll, weil sie sonst vielleicht zusammenfallen könnte.

 

Weiter möchte sie heute nicht mehr schwimmen. Es wird Zeit wieder in die Ostemündung zu kommen. Die Eltern warten bestimmt schon.


Das nächste Mal, wenn sie wieder flussaufwärts schwimmt, will sie bei Flut sich auf den Weg machen, denn da steigt das Wasser in der Oste, weil das Meer sich anhebt und auch die Flüsse flutet, die im Mündungsbereich des Meeres liegen. Zuvor wird sie aber in die Elbe schwimmen, sie will ja NEMO` s treffen.  Mit ihm zusammen kann sie spielen und allerlei erleben.


in der Elbmündung. (02)

 Bei einem Ausflug in die Elbe hatte es sich mal so ergeben, dass NEMO`S auf das Fischmädchen namens OSTI getroffen ist, das ja in der Elbmündung der Oste wohnt. Dass nun die Familie von OSTI hier in der Elbmündung zuhause ist kann man ja verstehen, ist es doch Teil eines einzigartigen Naturschutzgebietes und von großer Bedeutung als Brut-, Nahrungs- und Rastbiotop, insbesondere für Wat- und Wasservögel.

NEMO`S Familie ist ja im Pazifischen Ozean, nahe von Australien zuhause. Sein Onkel Marlin ist der Vater von NEMO, der von einem Taucher eingefangen wurde und seitdem von seinem Vater ozeanweit gesucht wird. Das ist ja eine eigene Geschichte, die schon weltweit bekannt ist. Wie nun NEMO`S selbst in die kalten Fluten der Nordsee kam ist kaum zu glauben und doch so geschehen. Dieses Erlebnis ist eine seltsame Geschichte, die er bestimmt einmal OSTI erzählen wird. Immer wieder erinnert er sich an diese Zeit: Warmes Wasser, riesige Wellen, Palmen auf den Inseln und Strände mit feinem Sand und türkisfarbenes Wasser. Und jetzt in der Nordsee, kaltes Wasser, bei Niedrigwasser viel Schlick an den Uferseiten. Er weiß, dass es sich dabei um das Wattenmeer handelt. Es soll ja 450 Kilometer lang sein und eine bis zu 40 Kilometer breite Landschaft von Dänemark bis Holland ausmachen. Es soll sogar in der Welterbeliste bei der UNESCO eingetragen sein.

 

NEMO`S Zuhause ist zurzeit Neuwerk, eine kleine Insel im Mündungsbereich der Elbe. Obwohl es viel näher bei Cuxhaven liegt gehört es mit Scharhörn und Nigehörn zur Hansestadt Hamburg, das 120 km weit entfernt liegt. Über Scharhörn gibt es immer wieder interessantes und aufregendes zu berichten. Ob Rattenplage, Insektenplage, brennende Vogelwarte und ganz aktuell sogar Hafenschlick aus Hamburg soll abgelagert werden. Also reichlich Stoff für weitere Erzählungen.  Und auf der Insel Neuwerk leben sogar 30 Einwohner.  Tagestouristen besuchen immer wieder die Insel, entweder zu Fuß, mit dem Pferd oder mit einer Pferdekutsche von Sahlenburg aus. Das geht natürlich nur bei Ebbe. Fußgänger sollten sich einem Wattführer anschließen. Oft kann man nicht einschätzen, wann das Wasser wieder ansteigt und man plötzlich von der Flut überrascht wird. Bei Ebbe ist die kleine Insel von beschaulichen Wassergräben und Siele, abgeschirmt von der stürmischen Nordsee, durchzogen. Das Wasser ist wärmer als in der offenen See. Oft haben die Menschen früher die Wassergräben ausgebaut, damit auch die Kutter der Fischer einen sicheren Hafen haben.  

„Hey NEMO`S schön Dich wieder mal zu treffen, wie war denn Dein SURF hierher?“ ruft OSTI vom Elbufer aus. „Toll, konnte mich ganz gut dem Containerschiff anhängen und die Wellen genießen“. „Komm, machen wir einen kleinen Ausflug nach Krautsand, da gibt es kleine Buchten aus denen man große und kleine Schiffe aus aller Welt beobachten kann, von und nach Hamburg.“ OSTI weiß von Ihren Eltern wie diese kleine Insel Krautsand entstanden ist. Mehrere kleine Elbinseln und Sänden, so sagt man dazu, sind immer mehr zusammengewachsen. Auch Menschen haben zusätzlich daran gearbeitet, dass sie so entstanden ist wie sie eben heute aussieht. Ein breiter Wassergraben trennt die Insel zwischen Dornbusch und Krautsand. Eigentlich sollte mal der Graben gefüllt werden, damit eine feste Verbindung zu Krautsand bestehen würde. Aber, dann wäre es ja keine Insel mehr und so entschied die Gemeinde eine Klappbrücke zu bauen. Brücke – Land – Insel –, das hört sich doch gut an für den Tourismus. Und heute ist sie ein Sanierungsfall, muss aufwendig repariert und zeitweise durch eine Ersatzbrücke ersetzt werden.  Auf Krautsand arbeitet auch ein Bildhauer namens Jonas Kötz. Er bearbeitet hölzerne Skulpturen mit runden Nasen, Köpfen und Körper. Bekannt ist er geworden durch seine Geschichten für die Sesamstraße. Als Zugereister hat NEMO`S ja nur wenig Ahnung von der Niederdeutschen Landschaf,t z.B. dass Krautsand zum Landkreis Stade, die Ostemündung zum Kreis Cuxhaven und Neuwerk eine Exklave von der Hansestadt Hamburg ist. „Und jetzt schwimmen wir um die Wette nach Hause“ und schubst OSTI NEMO`S an, der wohl eingeschlafen war. 


HEKTHUS Erzählungen (03)

 

Wir erinnern uns daran, dass OSTI gerne die Oste aufwärts schwimmt, dieses Mal aber die Flut, das heißt aufsteigendes Wasser abwarten will, weil ja dann die Strömung Fluss abwärts kaum zu spüren ist.

Bevor sie nun starten will wird ihr Vater – nennen wir ihn Hekthus – abgeleitet von dem ursprünglichen Hekethusen, dem heutigen Hechthausen- ihr noch paar Infos auf den Weg geben. Hekthus Geburtsort, andere sagen Laichplatz, ist die Oste beim Geesthof in Klint, das ja ein Ortsteil von Hechthausen ist. Eine Vielzahl von Hechten, Aale, Zandern, Weißfische, Meerforellen und Ostelachse bevölkern die Oste, die sich alle gerne auch in den Pütten tümmeln.  Dies sind größere Wasserflächen die bei Hochwasser Verbindung zur Oste bekommen. Seine eigene Familie hat Hekthus auf der Höhe der Windmühle Caroline, beim Pegelhäuschen gegründet. Für viele ist die Oste ein Anglerparadies, also rät OSTI`s Papa im Mittellauf zu schwimmen, auch die Pütten zu meiden um zu verhindern, dass plötzlich ein Angelhaken dem Leben ein Ende bereiten kann. OSTI hat heute eigentlich noch vor bis Gräpel zu schwimmen.

Auf dem Weg dahin empfiehlt ihr Vater bei Hemmoor, am alten Hafen „Schwarzenhütte“ eine Pause zu machen. Dieser Hafen hatte zu Zeiten der Zementindustrie vor etwa 150 Jahren einen sprunghaften Aufwind bekommen. 1971 konnte der höchste Jahresabsatz von Zement erzielt werden, mit 779.000 t. Der überwiegende Teil wurde über den Ostehafen „Schwarzenhütte“ gelöscht. 1983 wurde die Zementproduktion der Portland Zement AG eingestellt. Seit dieser Zeit geriet dieser Traditionshafen immer mehr in Vergessenheit.    Bis im Jahre 2009 ein Planungskonzept für einen Freizeitpark „Schwarzenhütte“ vorgestellt wurde. „Und was ist daraus geworden?“ fragt OSTI. „Es wurde leider nicht realisiert“ sagt ihr Vater. Es wäre ein Objekt von überregionaler Bedeutung geworden mit Freilufttheater mit 350 Sitzplätzen und Orchesterbühne, mit Betonmuseum, Kletterwand, Yachthafen usw. Dies alles kann man sich in Erinnerung rufen, wenn man sich dort immer wieder mal aufhält. „ Du wirst aber sehen, wenn du in Gräpel angekommen bist, dass sich dort inzwischen am Osteufer beim Fährhaus und Gasthof Plate einiges getan hat. Genauso wie in Brobergen wurde hier vor langer Zeit eine Prahmfähre zur Überquerung der Oste eingesetzt, nur eben, dass diese bis heute von Hand mit einem Drahtseil und nicht mit einer Motorwinde gezogen wird. Ein großes Sanierungskonzept hat der kleinen Fährstelle ein neues Outfit verpasst. Das Projekt <Fährplatz Gräpel> wurde im Dezember 2020 abgeschlossen, mit einer groß angelegten Brüstung aus massiven Holzplanken, Windschutzwänden aus Glas, eine mondän wirkende Konzeption, ein Prestige-Objekt an einem beschaulichen abgelegen Osteufer. Eine durchaus kommunale Spitzenleistung bei einer Gesamtsumme von 1 Million Euro.“  Wie er alles so OSTI erzählt kommt ihm der Gedanke, was passiert eigentlich an seinem Heimathafen an der Windmühle Caroline? Könnte man da nicht Ideen von Schwarzenhütte und das Projekt Gräpel zusammenbringen und als Prestige-Objekt „Alter Fährhafen Hechthausen“ konzipieren. Wenn nicht jetzt wann dann? Unter dem Eindruck der Erzählungen ihres Vaters, schwimmt OSTI flussaufwärts, macht einen Zwischenstopp im Hafen Schwarzenhütte, hält dann am Pegelhäuschen bei der Mühle trifft leider niemanden, so dass sie gleich weiter kann bis zur Seenlandschaft am Ostebogen bei Klint. Dort sieht sie wie in einem Geisterwald eine Vielzahl von kahlen Bäumen aus den Pütten herausragen. Sie versteckt sich unter einer Baumwurzel und beobachtet was sich hier alles so abspielt. So wie ihr Vater erzählte schwimmt hier alles bunt gemischt durcheinander. Die Flut hat ja möglich gemacht von der Oste aus in diese Überschwemmungsflächen zu schwimmen, die ja vor dem Angeln eigentlich geschützt sind. Sie will sich aber nicht zu lange hier aufhalten sonst verpasst sie noch den Anschluss an die Osteströmung, die allerdings nicht bis Gräpel anhalten dürfte.  Die Fähren in Brobergen und in Gräpel werden nicht mehr im Wasser sein. Im Winter werden sie an Land gezogen wo sie gewartet, gereinigt und wieder für die Saison geparkt werden. Es ist schon spät bis sie an der Fährselle in Gräpel ankommt. Sie findet einen geschützten Platz unterhalb der Uferbrüstung und will am anderen Tag bei fallendem Wasser wieder zurückschwimmen.